Karl der Große: Steckbrief

Name: Karl der Große (lat. Carolus Magnus, franz. und engl. Charlemagne, Karl I.)
Herrschergeschlecht: Karolinger
Geboren: wahrscheinlich 2.04.747 oder 748
Gestorben: 28.01.814
Titel und Regentschaft: von 768 bis 814 König des Fränkischen Reichs (bis 771 gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann), erlangt am 25. Dezember 800 als erster westeuropäischer Herrscher seit der Antike die Kaiserwürde
Größe: 195 cm
Ehefrauen: Desiderata (verh. 770-771), Hildegard (771-783), Fastrada (783-794), evtl. Luitgard (794-800)
Kinder: mind. 18 eheliche und nicht-eheliche Nachkommen

 

Biographie von Karl des Großen: Gliederung

Vorbereitung auf die Herrschaft

Karl der Große entstammt einem der mächtigsten Adelsgeschlechter, das die Welt je gesehen hat: den Karolingern. Sie lösten im 7. Jahrhundert nach Christus die Merowinger ab und gewannen als Verwalter des Königshofes immer mehr Macht, bis sie schließlich selbst auf dem Thron saßen. Karl wurde am 2. April 747 als Sohn von König Pippin des Jüngeren und dessen Frau Bertrada geboren. Das neue Selbstbewusstsein der königlichen Familie lässt sich Historikern zufolge besonders gut an den Namen Karls und dessen Bruder Karlmann erkennen. Denn diese sind völlig neu in der Ahnenreihe Pippins und symbolisieren offenbar die neue bedeutende Stellung der Karolinger – eine neue Ära beginnt.

Zwar ist nicht viel über die Kindheit des späteren Königs bekannt, doch Karl der Große dürfte eine – für diese Zeit – sehr gute Ausbildung erhalten haben und von seinem Vater und dessen Vertrauten auf seine kommende Rolle als Herrscher gewissenhaft vorbereitet worden sein. Schließlich war er der älteste Sohn, dem der Tradition nach die Krone und das Erbe Pippins gebührten. Rückendeckung bekam die Familie auch von der Kirche. Papst Stephan II. salbte Pippin, Karl und Karlmann 754 in Saint-Denis zu Königen der Franken.

Karl der Große wird König des Frankenreichs

Nicht erst Karl der Große versuchte, mit seinen Feldzügen die Grenzen des Frankenreichs zu sichern und zu erweitern, schon sein Vater verbrachte viel Zeit auf dem Feld und konnte 768 Aquitanien in das Reich eingliedern. Im selben Jahr erkrankte Pippin schwer und verstarb schließlich im September. Das Königreich wurde anschließend unter seinen Söhnen aufgeteilt. Karl der Große erhielt Austrasien, den Großteil Neustriens und den Westen Aquitaniens. Karlmann bekam das restliche Aquitanien, Burgund, die Provence, Septimanien, das Elsass und Alamannien. Das Besondere: Bayern war von der Erbteilung ausgeschlossen und blieb nach der Königssalbung am 9. Oktober 768 faktisch selbstständig.

Statt miteinander zu kooperieren und das Frankenreich zusammen zu regieren, erwies sich die Beziehung der Brüder als angespannt. Karl der Große und Karlmann waren Konkurrenten. Beide wurden 770 Vater und benannten ihre Söhne nach deren Großvater Pippin. Ein Jahr zuvor überwarf sich Karlmann mit seinem älteren Bruder, als er ihm seine Hilfe gegen die aufständischen Aquitaner verweigerte. Mutter Bertrada versuchte zu vermitteln, doch verlor ihren Einfluss auf Karl schnell.

Der Streit endete 771 mit dem plötzlichen Tod von Karlmann. Karl der Große übernahm unverzüglich die Regentschaft und führte so das Frankenreich wieder zusammen. Vermutungen, dass er etwas mit dem Tod seines Bruders zu tun hatte, konnten nicht bewiesen werden. Karlmanns Witwe Gerberga floh mit ihren gemeinsamen Kindern zu ihrer Familie nach Italien.

Die wichtigsten Feldzüge Karl des Großen

Die Flucht von Karlmanns Witwe und dessen Erben war eine Bedrohung und machte einen Konflikt zwischen den Karolingern und Langobarden unausweichlich. Der italienische Herrscher Desiderius eignete sich außerdem noch Gebiete an, auf die die römische Kirche Anspruch hatte. Papst Hadrian bat um Hilfe und Karl der Große sagte ihm diese gerne zu. 773 zog er mit zwei fränkischen Heeresaufgeboten nach Italien. Er besetzte das gesamte Langobardenreich und gliederte es schließlich in sein eigenes ein. Wohl noch im Jahr 773 waren bei einem Vorstoß auf Verona Gerberga und ihre beiden Söhne in Karls Hände gefallen. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt. Wahrscheinlich ließ Karl seine Neffen wegen ihres Anspruchs auf das väterliche Erbe beseitigen oder inhaftieren.

Die Langobarden waren aber nicht das einzige Problem der Karolinger. Karl der Große musste zwischen 772 und 804 immer wieder gegen die Sachsen in den Krieg ziehen. Die immer noch heidnischen Sachsen erkannten keine zentrale Herrschaftsinstitution an und lebten in lockeren Stammesverbänden. Karl zog aus, um diese vermeintliche Bedrohung auszuschalten und die Heiden zu christianisieren – mit Erfolg.

Karl der Große nutzte jede Gelegenheit, um das Frankenreich weiter auszudehnen. Als 777 drei Gesandte von der arabisch beherrschten Iberischen Halbinsel zur Reichsversammlung nach Paderborn kamen und den König um dessen Hilfe gegen Umayyade Abd ar-Rahman I. baten, konnte er ihrem Angebot, sich den Karolingern zu unterwerfen, nicht widerstehen. 778 unternahm Karl der Große einen Feldzug nach Nordspanien. In einem Brief an den Papst rechtfertigte er das Unternehmen als Schutz der spanischen Christen vor den Arabern. Der Feldzug scheiterte allerdings. Offenbar hatte Karl der Große die dortigen Gegebenheiten falsch eingeschätzt und sich verkalkuliert. Er zog sich zurück und widmete sich den Sachsen. Erst nach mehreren spanischen Einfällen ins Frankenreich gab es weitere militärische Auseinandersetzungen. 803 konnte schließlich Barcelona, 811 Pamplona erobert werden.

Auch im Südosten des Frankenreichs warteten Konflikte auf Karl den Großen. Die Awaren – Reiternomaden aus der asiatischen Steppe – fielen in das Reich ein. Als Reaktion organisierte Karl 791 eine groß angelegte Invasion. 795 erschien eine Delegation vor Karl und bot ihre Unterwerfung an. Ein Jahr später unterwarf Karl auch den Rest der Awaren.

Bayern wird ins Reich eingegliedert

Schon während Pippins Regentschaft hatte Bayern eine Sonderstellung im Frankenreich inne. Es wurde von Pippins Neffen Tassilo III. regiert. Offiziell war es ein Herzogtum, doch Tassilo fühlte sich wie ein König und herrschte dementsprechend. Karl der Große entschloss sich 787, den Konkurrenten nach Worms vorzuladen. Hier sollte sich Tassilo dem echten Herrscher des karolingischen Reichsverbandes unterwerfen. Der Bayernherzog erschien jedoch nicht und schaltete stattdessen den Papst ein. Allerdings stand der auf Karls Seite und forderte ebenfalls eine Eingliederung Bayerns. Nach einem kurzen, aber energischen militärischen Einsatz gab Tassilo schließlich auf. Karl der Große ließ ihn und seine Familie 788 festsetzen. Das Todesurteil gegen Tassilo wandelte er jedoch in lebenslange Klosterhaft um.

Karl der Große wird von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt

Papst Leo III. war seit 795 im Amt, hatte in Rom allerdings keinen leichten Stand. Viele Vertreter des Adels kritisierten seinen unsteten Lebenswandel. Da er vom stadtrömischen Adel keinen Rückhalt bekam, geriet seine Macht ins Wanken. Ein Attentat überlebte er nur knapp und floh letztendlich 799 nach Paderborn, wo Karl der Große ihm militärische Unterstützung zusicherte. Ende des Jahres führte der König der Franken den Papst wieder zurück nach Rom und wurde von ihm am 1. Weihnachtstag 800 zum Kaiser gekrönt. Dadurch erneuerte Papst Leo III. das römische Kaisertum im Westen, denn der letzte Kaiser war bereits 476 in Italien abgesetzt worden. Karl der Große läutete somit die Hochphase der karolingischen Macht ein und verknüpfte Kirche und Staat noch enger miteinander, da Leo weiter von seiner Unterstützung abhängig war.

Die karolingische Bildungsreform

Während der Herrschaft Karl des Großen verfiel die lateinische Sprache und alt hergebrachtes Wissen zusehends. Mit der karolingischen Bildungsreform sollte die "Weisheit der Alten" erneuert werden. Die Grundlage der Reform waren die Septem Artes liberales (die sieben freien Künste). Karl der Große war ein gebildeter Mann und interessierte sich vor allem für Kultur. Das vorhandene Bildungsgut sollte systematisch gesammelt, gepflegt und verbreitet werden. Dazu diente auch die Einrichtung einer stetig erweiterten Hofbibliothek. Die Klöster wurden unter anderem ermahnt, Schulen einzurichten, auf die Bildung der Priester und auf die korrekte Wiedergabe der Texte beim Kopieren zu achten sowie Korrekturbedürftiges zu korrigieren. Als Schriftart setzte sich die karolingische Minuskel durch.

Die karolingische Bildungsreform hatte für die Überlieferung antiker Texte eine große Bedeutung. Diese sind zu einem großen Teil nur deshalb erhalten geblieben, weil sie im Rahmen der Bildungsreform neu kopiert und damit gerettet wurden. Des Weiteren ließ Karl barbarische – germanische, volkssprachliche – alte Heldenlieder aufschreiben. Die Bildungsreform stärkte auch die Entwicklung der volkssprachigen Literatur. Zentren altdeutscher Überlieferung waren später unter anderem die Klöster Fulda, Reichenau, St. Gallen und Murbach.

Der Tod und das Erbe Karl des Großen

Die vier Ehen Karl des Großen brachten zahlreiche Kinder hervor und auch mit seinen Konkubinen hatte er Nachwuchs, der allerdings keinen Anspruch auf den Thron erheben konnte. Als Erben setzte Karl der Große 806 seine beiden älteren Söhne Pippin und Karl ein. Beide verstarben jedoch vor ihrem Vater, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als seinem Sohn Ludwig das Frankenreich zu vermachen. Ludwig war bereits seit 781 Unterkönig in Aquitanien. Er und Karl der Große standen sich nicht sehr nahe, dennoch herrschten sie eine Zeit gemeinsam als Kaiser und Mitkaiser.

810 litt Karl der Große immer wieder unter Fieberanfällen. Sein sich verschlechternder Gesundheitszustand machte ihm große Sorgen. Um das Reich zu sichern, sollte ihm Ludwig helfen. Außerdem traf er Vorkehrungen für seinen Tod. Karls Zustand besserte sich allerdings. Erst vier Jahre später, am 28. Januar 814, starb er in Aachen. Als mögliche Todesursache gehen die Historiker von einer Rippenfellentzündung mit starkem Fieber aus. Trotz seiner gewissenhaften Vorkehrungen zerbrach das Frankenreich unter Ludwigs Herrschaft wegen wachsender innerer Konflikte. Dies führte zur Entstehung des West- und des Ostfrankenreichs, den Ursprüngen der späteren Länder Frankreich und Deutschland.

Karl der Große wurde in der Aachener Pfalzkapelle beigesetzt. Es ist umstritten, ob er schon damals in dem sogenannten Proserpina-Sarkophag, der in der Aachener Domschatzkammer ausgestellt wird, bestattet wurde. Falls Karl der Große tatsächlich in jenem Sarkophag beigesetzt wurde, wäre seine Bestattung der Bestattung eines weströmischen Herrschers gleichgekommen. Der genaue Ort der Grabstätte ist unbekannt. Zeitgenössischen Berichten zufolge wurde über dem Grab ein vergoldeter Arkadenbogen mit einem Bildnis Karls und einer Inschrift aufgestellt.

Verdienst und Nachwirken

Karl der Große legte den Grundstein für die Entwicklung Deutschlands und Frankreichs. Er dehnte die Grenzen des Frankenreichs durch zahlreiche Feldzüge immer weiter aus und christianisierte im Namen der katholischen Kirche die heidnischen Sachsen. Von einigen Historikern wird Karl der Große als "Vater Europas" bezeichnet, da das Fränkische Reich zu seiner Zeit geografisch in etwa dem heutigen Europa entsprach. Außerdem wird das Frankenreich, das als einziges unter den Germanenreichen betrachtet, das dauerhaften Bestand hatte und unter der Herrschaft von Karl dem Großen das griechisch-römisch-christliche Erbe weiter trug, was so den Grundstein einer gemeinsamen "euopäischen" Kultur legte.

Kultur und Bildung lagen ihm sehr am Herzen. Durch die karolingische Bildungsreform wurde altes Wissen neu belebt und die sieben freien Künste im ganzen Reich gelehrt. Auch in Sachen Ordnung, Verwaltung und Recht machte das Frankenreich unter der Herrschaft Karl des Großen große Schritte - es wurde eine Neuordnung und Festigung des Reiches angestrebt.

Obwohl er Vorsorge für die Zeit nach seinem Ableben traf, schaffte sein Nachfolger Ludwig es nicht, das Reich zusammenzuhalten.

Quellen: 

Werke über Karl den Großen In: Deutsche Digitale Bibliothek, Wilfried Hartmann: Karl der Große. Stuttgart 2010, Reinhold Kaiser: Karl der Grosse. In: Historisches Lexikon der Schweiz., Karl der Große. In: Planet Wissen